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Paris – Ein Spaziergang der Sinne

Wenn man die kleine Stadt mal verlassen möchte, um richtige Grossstadtluft zu schnuppern, dann muss man sich nur in Köln in den Thalys setzen und nach gut drei Stunden ist man in einer der meistbesuchtesten Metropolen der Welt – Paris.

Beim Besuch im März wollte ich nicht einfach ein Hotel buchen, sondern mich ganz wie zu Hause fühlen. Es ist überhaupt kein Problem ein Appartement oder ein Privatzimmer in Paris zu finden.

Dieses Mal entschied ich mich für das Viertel St. Germain du Prés, ein traditionell lebendiges und lebhaftes Künstlerviertel; schon Sartre, Hemingway und Picasso lebten dort. Ich wählte ein Appartement in der Rue d‘Assas, ganz nah am Jardin du Luxembourg.

Wenn man nicht nur Metro fahren und immer im Untergrund verschwinden möchte, kann man von dort aus auch wunderbar zu Fuss Spaziergänge unternehmen und sich Paris erlaufen.
Mir ging es nicht darum, alle Sehenswürdigkeiten zu sammeln, sondern sich auf die feinen, kleinen Dinge zu konzentrieren. Das macht mir einfach viel mehr Spaß.

Der Metzger von der Boucherie gegenüber, hat durchaus Sinn für die schönen Dinge …

Direkt zu Beginn wollte ich von der Rue d‘ Assas über den lebhaften Boulevard Raspail zum Louvre schlendern und von dort zum Boulevard Haussmann, um mir einen Besuch in der wunderbaren Galeries Lafayette und im eleganten Kaufhaus Le Printemps zu gönnen.
Eigentlich sind es nur ca. 4 km, doch ich hatte nicht bedacht, dass ich doch manchmal abzweigen würde, um zum Beispiel die kleinen Köstlichkeiten einer fantastischen Patisserie zu bewundern, oder die tolle Schaufensterdekoration einer kleinen Parfümerie und – sozusagen nebenbei – noch das Musee Rodin besichtigen wollte.

Alles dauerte also etwas länger und ich kam schon etwas derangiert und geschafft in der Galeries Lafayette an.
Schon unterwegs hatte ich gemerkt, dass Modewoche war, bereits im wunderhübschen kleinen Parc des Musee Rodin wurde eifrig das Zelt der Dior Show vom Freitag abgebaut – der Modezirkus mit seinen immer neuen Attraktionen und Kunststücken zog weiter.

Als ich am Louvre ankam, sah ich, dass dort wiederum aufgebaut wurde, u.a. für Vuitton, und in den Tuileries stand schon alles bereit für Victor&Rolf und Elie Saab. Die Location der Shows sind schon etwas besonderes, in Paris können die Designer aus dem Vollen schöpfen: der Grand Palais, die Oper, der Palais der Beaux Arts, sogar der Espace de Oscar Niemeyer, der Hauptsitz der frz. kommunistischen Partei, wird der Modewelt zur Verfügung gestellt – die Pariser sind sehr stolz auf Ihre modebewusste Stadt und wollen sich dem legendären Ruf der Modemetropole würdig erweisen.

Nirgendwo sonst sind die Frauen so chic und elegant gekleidet, sie flanieren hoch erhobenen Hauptes durch die Stadt oder eilen perfekt gekleidet zu ihren Jobs. Ich hab nie einen Fauxpas entdecken können, oder nachlässig gekleidete, ungeschminkte Frauen gesehen, es sei denn, es waren Touristinnen … Make-up ist ein Muss, Lippenstift immer, auch der obligatorische Lidstrich gehört dazu. Es macht Spass sich in Paris gut zu kleiden.

Tja, leider war ich dann doch schon etwas geschafft, als ich endlich die Fassade der Galeries Lafayette sah. Pflastertreten ist eben doch etwas ganz anderes als durch den Wald zu spazieren …
Mein Blick wurde allerdings sofort magisch von den monochrom künstlerisch gestalteten Schaufenstern angezogen, die als echte Show-Fenster inszeniert waren. Kleider von Isseye Miyake, Stella McCartney, Helmut Lang, Chloe, Kenzo, Proenza Schouler – wirklich ein Fest fürs Auge!

Sofort weiß jeder, dass es sich um kein normales Kaufhaus, sondern um einen echten (Konsum-)Tempel handelt, in dem nur die Besten zeigen können was sie anzubieten haben. Man betritt also die Galeries und da ist es dann auch, das Gefühl, ein bisschen Alice im Wunderland zu sein – die wunderbare Jugenstilkuppel, die Balkone, die perfekte Ausstattung in Details …

… geben mir wirklich das Gefühl, Teil eines Theaterstücks in einer prachtvollen Inszenierung zu sein!

Im Erdgeschoss befindet sich die größte Kosmetikabteilung …

… und sofort, wenn man die Verkäuferinnen sieht – darf man sie überhaupt so nennen? – ist man sich bewusst, dass man selber schon etwas länger unterwegs ist, leider die bequemen Laufschuhe gewählt hat und das beste Kleidchen daheim im Schrank hängt. Ich habe mir sofort vorgenommen, beim nächsten Parisbesuch im Sommer den grösseren Koffer zu nehmen und das Make up unmittelbar vor dem Besuch am Boulevard Haussmann 40 aufzulegen, damit noch alles schön frisch und proper aussieht.

Die Verkäuferinnen sind definitiv ein Fall für sich. Gut sehen sie aus, immer tadellos ins kleine Schwarze gehüllt, der Lidstrich sitzt perfekt und wenn grad niemand schaut, wird der Puder- oder Rougepinsel geschwungen und mattiert und konturiert was das Zeug hält. Jeden Moment könnte der Chauffeur kommen, um sie zu einem Besuch der hervorragenden Pariser Sterne Restaurants zu geleiten, sie wären bereit; doch ob die Gehälter so gut sind, dass sie sich das leisten könnten, ist zu bezweifeln.

Jedenfalls wird der schöne Schein bewahrt und als Besucherin freue ich mich, dass soviel Aufwand betrieben wird, um mich in einem wunderbaren Traum zu wähnen.

Man sollte aber diese Art von Ausflug lieber mit der besten Freundin unternehmen und die nicht so Shopping begeisterten und eher nüchternen Freunde oder Männer lieber zuhause lassen ... denn es kann dauern, bis man sich an den Fläschchen, Tiegelchen, Düften und Farben der Saison sattgesehen hat und man keinen neuen Duft mehr ausprobieren oder riechen möchte!

Sollte das aber irgendwann der Fall sein, kann man die Rolltreppen benutzen, auf jeder Etage u.a. mal wieder einen Blick in den fantastischen Innenraum werfen und dann hoch bis auf die 7ieme Etage fahren und dort die wunderbare Panoramaterasse betreten.

Tja, da kann man (fast) alles sehen, zudem kostenlos: den Eiffelturm, den Arc de Triomphe, das gläserne Dach des Grand Palais, die Türme von La Defense, das fremd anmutende Centre Pompidou, und die wunderschön auf dem Hügel Montmartre gelegene, weiss strahlende Wallfahrts-Basilika Sacre Coeur.

Sollte man es schaffen – ich hab‘s geschafft – sich von dem tollen Panorama zu trennen, dann kann ich nur empfehlen, noch ein bisschen am Boulevard Haussmann weiterzugehen und das andere traditionelle Kaufhaus das LE PRINTEMPS zu besuchen.

Auch dort gibt‘s eine Jugenstilkuppel, allerdings im Cafe Flore untergebracht, und die Ecken des Gebäudes schmückt eine sehr schöne Jugendstil Mosaikfassade.
Auch dort hat man alles gegeben, um sich den sicher zahlreichen Besuchern der Prét a Porter Modewochen 2014 würdig zu erweisen. Die Schaufenstern waren wie die überdimensional aufgeblätterte Seite einer Modezeitschrift gestaltet.

Mich schüchtert das Le Printemps allerdings auch ein wenig ein, es ist zu luxuriös und die Kunden, das ist wirklich auffallend, kommen fast alle aus den asiatischen Ländern.

Und darauf stellt sich das Kaufhaus sowohl bei der Auswahl der Verkäuferinnen ein, als auch die Firmen in der Gestaltung ihrer Werbung. Es ist dort noch exklusiver und die Marken stellen sich teilweise in Shop-in-Shop-Manier dar. Das wirkt sehr abgegrenzt und elitär, besonders wenn dort im Eingang noch grosse, bullige, schwarzgekleidete „Kleiderschränke“ stehen.
Allerdings gibt es im Le Printemps auch eine kleine, feine Dependance von LADURÉE, dem König der Macarons. Dort sollte man unbedingt das Portemonnaie zücken und für die Daheimgebliebenen ein paar des zuckersüßen, bunten Mandelgebäcks mitbringen. Das gehört zu einem Parisbesuch dazu. Sicher, es gibt auch Macarons, die günstiger sind, doch sie sind auch ganz entzückend verpackt und die Geschmackssorten sind extrem vielfältig:
Framboise, Chocolat, Citron, Pistache, Bergamote und und und; doch sollte unbedingt Caramel à la Fleur de Sel dabei sein. Und auch hier macht es Spaß sich die kunstvoll dekorierten Vitrinen anzuschauen und ein bisschen zu verweilen.

Ich hatte auch noch ein wirklich total nettes Erlebnis im Le Printemps. Für eine Freundin sollte ich ein besonderes Parfum mitbringen, dass laut des www nur noch im Le Printemps erhältlich ist. Ich fragte nach einer halben Stunde Sucherei auf eigene Faust endlich zwei Verkäuferinnen bei Caron nach dem Duft. Die zwei liessen nichts unversucht mir behilflich zu sein, telefonierten mit ihren Privathandys herum und recherchierten fleissig. Leider konnten sie mir im Endeffekt nicht weiterhelfen, der Duft war total ausverkauft und wurde nicht mehr aufgelegt – eine Sonderedition. Doch es zeigte auch mal wieder, dass nicht alle Klischees immer stimmen müssen, nämlich das von den arroganten Franzosen, die nicht reagieren, wenn man sie auf englisch anspricht.

Nach den beeindruckenden visuellen Eindrücken und dem Flanieren über die Pariser Boulevards, entschloss ich mich dann doch, für den Rückweg den unterirdischen Weg zu nehmen und mit der Metro zurückzufahren.
Wie schön, dass sie ein kleines Stück oberirdisch fuhr und ich noch einmal einen schnellen Blick auf den Eiffelturm werfen konnte.

A bientôt Paris

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